Palast der Produktion » Zeitzeuge http://palast-der-produktion.de/wp Selbstausbeuter und Selbständige, Kreativarbeiter und Künstler, Prekäre und Proletarier unserer neuen Arbeitswelt, vereinigt euch! Fri, 09 Nov 2012 13:07:51 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 dieGlucke: Ein Zeitzeuge erinnert sich http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-ein-zeitzeuge-erinnert-sich/ http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-ein-zeitzeuge-erinnert-sich/#comments Tue, 03 Jul 2012 11:24:47 +0000 dieGlucke http://palast-der-produktion.de/wp/?p=1428 Der alte Herr ist 90 Jahre alt, erinnert sich an erstaunliche Kleinigkeiten in der Historie der ehemaligen Bremer Wollkämmerei BWK: Claus-Hinrich Kahler war seit 1939 Leiter der Chemischen Betriebe der BWK – in dritter Generation hielt er diesen privilegierten Posten inne. Er ist einer der Menschen, die noch aus der Blütezeit des mittlerweile abgewickelten Industriebetriebs berichten können und war zum ersten Zeitzeugen-Café in den Palast der Produktion gekommen. Claus-Hinrich Kahler erinnert sich noch genau an die Menschen in der Wollkämmerei, an das Verwaltungsgebäude mit der Hausmeisterwohnung, an die Verarbeitung von Wollschweiß zu Wollfett, das nach dem Waschen der so genannten Schweißwolle vom Waschwasser abgeschieden wurde und an die Kosmetikindustrie verkauft oder zu Seife veredelt wurde. „Wir haben aus Abfall Geld gemacht“, sagt er, die Produktion von Lanolin u.a. für Nivea-Creme oder Kernseife sowie Pottasche für die Glasherstellung gehörten zu seinem ... Read More »]]> Der alte Herr ist 90 Jahre alt, erinnert sich an erstaunliche Kleinigkeiten in der Historie der ehemaligen Bremer Wollkämmerei BWK: Claus-Hinrich Kahler war seit 1939 Leiter der Chemischen Betriebe der BWK – in dritter Generation hielt er diesen privilegierten Posten inne. Er ist einer der Menschen, die noch aus der Blütezeit des mittlerweile abgewickelten Industriebetriebs berichten können und war zum ersten Zeitzeugen-Café in den Palast der Produktion gekommen. Claus-Hinrich Kahler erinnert sich noch genau an die Menschen in der Wollkämmerei, an das Verwaltungsgebäude mit der Hausmeisterwohnung, an die Verarbeitung von Wollschweiß zu Wollfett, das nach dem Waschen der so genannten Schweißwolle vom Waschwasser abgeschieden wurde und an die Kosmetikindustrie verkauft oder zu Seife veredelt wurde. „Wir haben aus Abfall Geld gemacht“, sagt er, die Produktion von Lanolin u.a. für Nivea-Creme oder Kernseife sowie Pottasche für die Glasherstellung gehörten zu seinem Bereich. Jeder der Beschäftigten hat ein Stück Kernseife pro Monat bekommen, im Haushalt seines Sohnes gibt es heute noch ein Original-Seifenstück. Auch beim Spaziergang über das riesige Areal gibt Kahler seine Kenntnisse zum Besten, erzählt von der Nachkriegszeit, als die US-Army die Lagerhallen der Wollkämmerei für ihre Vorräte nutzten und wie die ein oder andere Leibesvisitation an den Arbeitern vorgenommen wurde und diverse Schokolade, Zigaretten und anderes zutage brachte. Oder vom ehemaligen Feuerwehrteich, auf dem die Kinder der Beschäftigten im Winter Schlittschuh laufen durften.

Video aus historischen Fotos und Originalton

Claus-Hinrich Kahler hatte vor knapp einem Jahr Detlef Gorn, dem Vereinsvorsitzenden des Kämmereimuseums, sein Fotoalbum geöffnet und detailliert aus seiner Zeit berichtet. Heute können alle Interessierten an den Erinnerungen teilhaben. Gorn hat Fotos und Originalton passgenau übereinandergelegt und zu einem Zeitzeugen-Video verarbeitet. Die Premiere hat Claus-Hinrich Kahler begeistert aufgenommen (s. Foto). Am Sonntag, den 1.7.2012 zwischen15 und 17 Uhr besteht beim Zeitzeugen-Café noch einmal Gelegenheit ehemalige Beschäftigte zu treffen und das Video sowie andere Dokumente aus der Bremer Wollkämmerei zu sehen. Unbedingt empfehlenswert auch die Ausstellungen des Blumenthaler Heimatvereins sowie des Vereins DOKU Blumenthal, sie erweitern den historischen Blick. DOKU z.B. stellt die Situation der BWK-Beschäftigten mit der anstrengenden und belastenden Fabrikarbeit in den Fokus.

Alle Ausstellungen im Erdgeschoss der ehemaligen Wollkämmerei sind täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

dieGlucke hat ihre Redaktion in den Palast der Produktion verlegt und berichtet hier und auf www.dieglucke.de über Kreative und ihre Projekte.

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