Palast der Produktion » dieGlucke http://palast-der-produktion.de/wp Selbstausbeuter und Selbständige, Kreativarbeiter und Künstler, Prekäre und Proletarier unserer neuen Arbeitswelt, vereinigt euch! Fri, 09 Nov 2012 13:07:51 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.5.1 dieGlucke: Daniela Nadolleck, Live Performance im Palast http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-daniela-nadolleck-live-performance-im-palast/ http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-daniela-nadolleck-live-performance-im-palast/#comments Sat, 14 Jul 2012 08:00:25 +0000 dieGlucke http://palast-der-produktion.de/wp/?p=1910 Haare ab! Was für viele eine profane Aktion ist wurde im Palast der Produktion zum Thema der ersten Live-Performance. Daniela Nadolleck zeigte mit ihrer Arbeit “4 zu 1″ Haareschneiden als bildhauerische Tätigkeit. Und das am eigenen Kopf, an dem vier möglichst unterschiedliche Frisuren zu einer vereint werden vor Zuschauern, die dringend aufgefordert waren, ihre Eindrücke zu teilen, vom Erlebten zu berichten und Fragen zu stellen. Das Feed-back des Publikums gehört für die Saarbrückerin unbedingt zu ihrer Kunst dazu, daraus schöpft sie für weitere Arbeiten. Ihre Performance lebt – anders als bei der klassischen Bildhauerei in Stein, dem ursprünglichen Metier der Künstlerin, – davon, dass das Produkt nie endgültig ist, sondern sich verändert. In diesem speziellen Fall durch das Nachwachsen ihrer eigenen Haare, doch sie würde auch gerne mehrere Menschen gleichzeitig mit derselben von ihr gestalteten Frisur in den Stadtraum schicken, um zu sehen, welche ... Read More »]]> Haare ab! Was für viele eine profane Aktion ist wurde im Palast der Produktion zum Thema der ersten Live-Performance. Daniela Nadolleck zeigte mit ihrer Arbeit “4 zu 1″ Haareschneiden als bildhauerische Tätigkeit. Und das am eigenen Kopf, an dem vier möglichst unterschiedliche Frisuren zu einer vereint werden vor Zuschauern, die dringend aufgefordert waren, ihre Eindrücke zu teilen, vom Erlebten zu berichten und Fragen zu stellen. Das Feed-back des Publikums gehört für die Saarbrückerin unbedingt zu ihrer Kunst dazu, daraus schöpft sie für weitere Arbeiten. Ihre Performance lebt – anders als bei der klassischen Bildhauerei in Stein, dem ursprünglichen Metier der Künstlerin, – davon, dass das Produkt nie endgültig ist, sondern sich verändert. In diesem speziellen Fall durch das Nachwachsen ihrer eigenen Haare, doch sie würde auch gerne mehrere Menschen gleichzeitig mit derselben von ihr gestalteten Frisur in den Stadtraum schicken, um zu sehen, welche Wirkung sie damit erzielen kann. Auch im Palast der Produktion lag und liegt im Prozess des Tuns, der Entwicklung und der Auseinandersetzung mit Thema und Zusehern das Kunstwerk.

Die energiegeladene Meisterschülerin von Professor Georg Winter an der Hochschule für bildende Künste Saar ist überzeugt, dass man “zuerst handeln muss, damit etwas vorangehen und sich entwickeln kann.” Mit diesem Gedanken hat sich die 32-Jährige auch für die Zeit im Palast der Produktion entschieden, um im spannungsgeladenen und inspirierenden Umfeld den Freiraum zu haben, ihre Kunst zu leben. Bei der Produktschau am 14.und 15. Juli in der ehemaligen Bremer Wollkämmerei in Blumenthal wird Daniela Nadolleck in spontanen Performances den Arbeitsprozess abstrahiert widerspiegeln. Wir dürfen gespannt sein!

Die Fotos der Live-Performance wurden freundlicherweise von Jens Weyers zur Verfügung gestellt, der selbst mit seiner Foto-Arbeit “der Zustand ist gut” in der Asstellungsplattform “18:50″ im Dachgeschoss der ehemaligen Sortierung vertreten ist.

Das Online-Magazin dieGlucke berichtet für vier Wochen über den Palast der Produktion hier und auf www.dieglucke.de

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dieGlucke bei der Philosophischen Sprechstunde http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-bei-der-philosophischen-sprechstunde/ http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-bei-der-philosophischen-sprechstunde/#comments Sat, 14 Jul 2012 07:38:39 +0000 dieGlucke http://palast-der-produktion.de/wp/?p=1896 Kommt dieGlucke zur philosophischen Sprechstunde im Palast der Produktion und fragt: Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Kassiert als Erstes eine Gegenfrage, alter Trick der Philosophen, um Zeit zu schinden. Für welches von beiden steht dieGlucke? (Logisch, sie ist das Produkt, also das Ei.)  Dann folgt der zweite Philo-Trick: die Frage ins Gegenteil kehren, nämlich: Ist nicht dieGlucke die Henne und das Produkt/Ei ist das, wasdieGlucke mit der Herausgeberin macht? Aha. Und schon sind wir mitten drin im Exkurs über den wahren Kern der Frage: Nämlich der nach dem Anfang, nach dem Ursprung. Rein biologisch gesehen, darüber sind sich alle Beteiligten einig, ist diese Frage nicht lösbar.  Außer der Bezug zum Dino-Ei wäre erlaubt, denn das war natürlich vor dem Huhn auf der Welt. Ein gutes Beispiel für einen philosophischen Ansatz der Wiederholung, der davon ausgeht, dass was sich wiederholt, sich auch immer ... Read More »]]> Kommt dieGlucke zur philosophischen Sprechstunde im Palast der Produktion und fragt: Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Kassiert als Erstes eine Gegenfrage, alter Trick der Philosophen, um Zeit zu schinden. Für welches von beiden steht dieGlucke? (Logisch, sie ist das Produkt, also das Ei.)  Dann folgt der zweite Philo-Trick: die Frage ins Gegenteil kehren, nämlich: Ist nicht dieGlucke die Henne und das Produkt/Ei ist das, wasdieGlucke mit der Herausgeberin macht? Aha. Und schon sind wir mitten drin im Exkurs über den wahren Kern der Frage: Nämlich der nach dem Anfang, nach dem Ursprung. Rein biologisch gesehen, darüber sind sich alle Beteiligten einig, ist diese Frage nicht lösbar.  Außer der Bezug zum Dino-Ei wäre erlaubt, denn das war natürlich vor dem Huhn auf der Welt. Ein gutes Beispiel für einen philosophischen Ansatz der Wiederholung, der davon ausgeht, dass was sich wiederholt, sich auch immer ändert. Nur Gleiches bleibt gleich. Doch wir wären nicht in einer philosophischen Sprechstunde, wenn wir nicht näher dran bleiben müssten an der eigentlichen Frage. dieGlucke bestätigt nämlich durch ihre Hinwendung zum Gewesenen, die vom französischen Philosophen Jean Baudrillard (1929-2007) postulierte These, dass moderne Menschen sich nur noch nach dem Ursprung orientieren, sich außerhalb jeglicher Zukunftsperspektive befinden und das wiederholen, was es bereits gibt. Nichts anderes also, als ein Leben in der viel beschworenen Post-Moderne. Und was hat das mit der Ursprungsfrage zu tun? Sie hat immer einen Bezug zur Fragestellerin und philosophisch ist von Bedeutung, wer fragt und warum. Am Ende der Sprechstunde kommen wir zum überraschenden Fazit, dass die Fragestellerin beides ist: Sie macht dieGlucke und entwickelt sich aber auch selbst weiter. Und somit ist das Ziel erreicht, dass ein philosophischer Exkurs immer dazu führt, neue Aspekte des Lebens zu entdecken.

Kurzer Nebenexkurs:  Es gibt mindestens drei  verschiedene Ansätze fürs Philosophieren: langsam und in Schleife, schnell und aggressiv und poetisch, verklärt. Näher gebracht haben der Fragestellerin diese Ideen (Prof.) Pol Kemp und (Prof.) Robert Ulysses Happeh vom IPUP, dem Institut für Polytoxikomanologie und Perspektivismus mit Sitz in Bremen. Heute und morgen gibt es noch die Gelegenheit auf einen philosophischen Schnack mit den Experten im Raum 3.11.

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dieGlucke: o.r.t. und die Musterkammern http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-o-r-t-und-die-musterkammern/ http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-o-r-t-und-die-musterkammern/#comments Fri, 13 Jul 2012 09:05:42 +0000 dieGlucke http://palast-der-produktion.de/wp/?p=1843 Zu fünft sind sie angereist aus verschiedenen Städten Deutschlands und sogar aus Norwegen: Die Künstlerinnengruppe o.r.t. nutzt den Palast der Produktion, um gemeinsam eine Installation in drei Musterkammern im 1. Stock der ehemaligen Wollkämmerei zu entwickeln. Die großen, roh gemauerten Boxen ohne Fenster mit je drei Wänden und offen hin zum Gang sind alle mit Deckenluke versehen, die mit einer Holzklappe verschlossen ist. In diese Räumen fügten die Künstlerinnen Objekte, Fundstücke und Zitate, inspiriert von oder gefunden im verlassenen Werksgebäude. So entstanden eine Modell-Stadt, gehäkelte Umrisse von Hochhäusern in geknickten Ebenen, gewebte, codierte Bahnen in Schwarz/Weiß, Zeichnungen von Licht und Dunkel, Zitate in den Schiebetürspuren an der Gangwand und ein Woll-Wasserfall, der aus einer Luke entspringt. Die Fotos oben bieten kleine Einblicke ins Werden, die Installation als Ganzes wird erst mit der Produktschau am kommenden Wochenende der Öffentlichkeit gezeigt.

Eine Woche ... Read More »]]> Zu fünft sind sie angereist aus verschiedenen Städten Deutschlands und sogar aus Norwegen: Die Künstlerinnengruppe o.r.t. nutzt den Palast der Produktion, um gemeinsam eine Installation in drei Musterkammern im 1. Stock der ehemaligen Wollkämmerei zu entwickeln. Die großen, roh gemauerten Boxen ohne Fenster mit je drei Wänden und offen hin zum Gang sind alle mit Deckenluke versehen, die mit einer Holzklappe verschlossen ist. In diese Räumen fügten die Künstlerinnen Objekte, Fundstücke und Zitate, inspiriert von oder gefunden im verlassenen Werksgebäude. So entstanden eine Modell-Stadt, gehäkelte Umrisse von Hochhäusern in geknickten Ebenen, gewebte, codierte Bahnen in Schwarz/Weiß, Zeichnungen von Licht und Dunkel, Zitate in den Schiebetürspuren an der Gangwand und ein Woll-Wasserfall, der aus einer Luke entspringt. Die Fotos oben bieten kleine Einblicke ins Werden, die Installation als Ganzes wird erst mit der Produktschau am kommenden Wochenende der Öffentlichkeit gezeigt.

Eine Woche lang haben die fünf Frauen im Analyselabor der ehemaligen Bremer Wollkämmerei gearbeitet, sich ausgetauscht, hat jede ihren Teil zur Installation konzipiert. Das ist auch das Prinzip der Gruppe, die über die Entfernung verschiedener Wohnorte in Kommunikation tritt und Kunst-Werke entwickelt. Getroffen und gegründet hat sich die Gruppe 2010 in Hamburg, bei einer gemeinsamen Ausstellung. „Wir passen zusammen wie in einem guten Drehbuch, die einzelnen künstlerischen Positionen und Persönlichkeiten treiben die Geschichte voran und machen die Weiterentwicklung spannend. Die Konstellationen und komplexen Wechselwirkungen bestimmen den Fortlauf der Serie, die wir schreiben“, erklärt Claudia Kochsmeier. Und weiter: „o.r.t. – das sind die Orte, aus denen wir acht Frauen kommen, wo wir wohnen, an denen wir geboren sind, zu denen wir reisen, an denen wir uns treffen, sind die Orte, an denen wir leben und leben werden.“ Dieses Mal ergänzt also Bremen-Blumenthal die o.r.t.-Geschichte mit Bianka Buchen (Hamburg), Anne-Thrine Jackwitz (Oslo), Claudia Michaela Kochsmeier (Berlin), Maria-Luisa Witte (Hamburg) und als Gast Ilka Meyer (Lohne bei Bremen).

Das Online-Magazin dieGlucke berichtet aus dem Palast der Produktion hier und auf www.dieglucke.de

Hochhaus1 leereMusterkammer1 WolleDetail1 Wand1 StegDetail1 ]]> http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-o-r-t-und-die-musterkammern/feed/ 0
dieGlucke: Wünscht Euch was! http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-wunscht-euch-was/ http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-wunscht-euch-was/#comments Fri, 06 Jul 2012 09:26:04 +0000 dieGlucke http://palast-der-produktion.de/wp/?p=1623  

Der Palast der Produktion soll auch zum Ort der Wünsche werden. Welche Ideen, Visionen, Vorstellungen haben die Menschen in Blumenthal, was könnte den Ort bereichern, was können sich Kreative im Projekt, was die Gäste aus dem Umland oder der Stadt Bremen vorstellen? Was soll aus der alten Sortierung, was aus dem riesigen Areal der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK) werden? Alles ist möglich, keine Einschränkung ausgesprochen. Doch es fällt den Menschen nicht gerade leicht, ihre Ideen, Meinungen und Visionen zu äußern. Um möglichst viele Vorschläge zu sammeln, animieren Wunsch-Kärtchen zum Ausfüllen, ein Work-shop stellte die weitere Entwicklung der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK) in den Mittelpunkt und es gibt ein extra Labor Zukunft in der alten Sortierung der BWK, wo die beiden Bremer Künstler Reinhold Budde (links im Foto) und Jürgen Moldenhauer den Wünschen für das Industriegebäude und das riesige Areal, auf dem es sich befindet, einen ... Read More »]]>  

Der Palast der Produktion soll auch zum Ort der Wünsche werden. Welche Ideen, Visionen, Vorstellungen haben die Menschen in Blumenthal, was könnte den Ort bereichern, was können sich Kreative im Projekt, was die Gäste aus dem Umland oder der Stadt Bremen vorstellen? Was soll aus der alten Sortierung, was aus dem riesigen Areal der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK) werden? Alles ist möglich, keine Einschränkung ausgesprochen. Doch es fällt den Menschen nicht gerade leicht, ihre Ideen, Meinungen und Visionen zu äußern. Um möglichst viele Vorschläge zu sammeln, animieren Wunsch-Kärtchen zum Ausfüllen, ein Work-shop stellte die weitere Entwicklung der ehemaligen Bremer Wollkämmerei (BWK) in den Mittelpunkt und es gibt ein extra Labor Zukunft in der alten Sortierung der BWK, wo die beiden Bremer Künstler Reinhold Budde (links im Foto) und Jürgen Moldenhauer den Wünschen für das Industriegebäude und das riesige Areal, auf dem es sich befindet, einen Raum geben. Sie haben ihre eigenen, ursprünglichen Projektideen für den Palast hintangestellt und sich gemeinsam entschieden, als Basis für die Weiterentwicklung eines Zukunftskonzepts der BWK Vorschläge und Ideen zu sammeln. Dafür haben sie einen Raum im Erdgeschoss ansprechend konzipiert und clever gestaltet: Auf schwarzen Tafeln können die Wünsche notiert werden. Sind die Tafeln vollgeschrieben, wird alles abfotografiert, dokumentiert und wieder abgewischt, sodass wieder Platz für neue Ideen geschaffen wird. Eine Ecke im Raum ist für die Wunschkarten reserviert, Kinder aus der Blumenthaler Kita haben hier schon ihre Wünsche verewigt: ein Riesen-Bällebad scheint der Favorit zu sein.

Die Wünsche der Kreativen und der Gäste auf den Tafeln sind vielfältig. “Abreißen!” steht hier genauso, wie “bezahlbarer Wohnraum für weniger Betuchte”, aber auch Event-Gastronomie und eine Anbindung an Bremen per Wesertaxi sind vorstellbar. Die Projektphase im Palast der Produktion geht langsam dem Ende zu, noch bis zum 15. Juli gibt es die Möglichkeit, täglich zwischen 12 und 18 Uhr Wünsche an die Tafeln oder auf die bereitliegenden Wunschkärtchen zu schreiben.

Das Online-Magazin dieGlucke hat ihre Redaktion für vier Wochen in den Palast der Produktion verlegt und berichtet über die Kreativen und ihre Projekte hier und auf www.dieglucke.de.

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dieGlucke: Ein Zeitzeuge erinnert sich http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-ein-zeitzeuge-erinnert-sich/ http://palast-der-produktion.de/wp/dieglucke-ein-zeitzeuge-erinnert-sich/#comments Tue, 03 Jul 2012 11:24:47 +0000 dieGlucke http://palast-der-produktion.de/wp/?p=1428 Der alte Herr ist 90 Jahre alt, erinnert sich an erstaunliche Kleinigkeiten in der Historie der ehemaligen Bremer Wollkämmerei BWK: Claus-Hinrich Kahler war seit 1939 Leiter der Chemischen Betriebe der BWK – in dritter Generation hielt er diesen privilegierten Posten inne. Er ist einer der Menschen, die noch aus der Blütezeit des mittlerweile abgewickelten Industriebetriebs berichten können und war zum ersten Zeitzeugen-Café in den Palast der Produktion gekommen. Claus-Hinrich Kahler erinnert sich noch genau an die Menschen in der Wollkämmerei, an das Verwaltungsgebäude mit der Hausmeisterwohnung, an die Verarbeitung von Wollschweiß zu Wollfett, das nach dem Waschen der so genannten Schweißwolle vom Waschwasser abgeschieden wurde und an die Kosmetikindustrie verkauft oder zu Seife veredelt wurde. „Wir haben aus Abfall Geld gemacht“, sagt er, die Produktion von Lanolin u.a. für Nivea-Creme oder Kernseife sowie Pottasche für die Glasherstellung gehörten zu seinem ... Read More »]]> Der alte Herr ist 90 Jahre alt, erinnert sich an erstaunliche Kleinigkeiten in der Historie der ehemaligen Bremer Wollkämmerei BWK: Claus-Hinrich Kahler war seit 1939 Leiter der Chemischen Betriebe der BWK – in dritter Generation hielt er diesen privilegierten Posten inne. Er ist einer der Menschen, die noch aus der Blütezeit des mittlerweile abgewickelten Industriebetriebs berichten können und war zum ersten Zeitzeugen-Café in den Palast der Produktion gekommen. Claus-Hinrich Kahler erinnert sich noch genau an die Menschen in der Wollkämmerei, an das Verwaltungsgebäude mit der Hausmeisterwohnung, an die Verarbeitung von Wollschweiß zu Wollfett, das nach dem Waschen der so genannten Schweißwolle vom Waschwasser abgeschieden wurde und an die Kosmetikindustrie verkauft oder zu Seife veredelt wurde. „Wir haben aus Abfall Geld gemacht“, sagt er, die Produktion von Lanolin u.a. für Nivea-Creme oder Kernseife sowie Pottasche für die Glasherstellung gehörten zu seinem Bereich. Jeder der Beschäftigten hat ein Stück Kernseife pro Monat bekommen, im Haushalt seines Sohnes gibt es heute noch ein Original-Seifenstück. Auch beim Spaziergang über das riesige Areal gibt Kahler seine Kenntnisse zum Besten, erzählt von der Nachkriegszeit, als die US-Army die Lagerhallen der Wollkämmerei für ihre Vorräte nutzten und wie die ein oder andere Leibesvisitation an den Arbeitern vorgenommen wurde und diverse Schokolade, Zigaretten und anderes zutage brachte. Oder vom ehemaligen Feuerwehrteich, auf dem die Kinder der Beschäftigten im Winter Schlittschuh laufen durften.

Video aus historischen Fotos und Originalton

Claus-Hinrich Kahler hatte vor knapp einem Jahr Detlef Gorn, dem Vereinsvorsitzenden des Kämmereimuseums, sein Fotoalbum geöffnet und detailliert aus seiner Zeit berichtet. Heute können alle Interessierten an den Erinnerungen teilhaben. Gorn hat Fotos und Originalton passgenau übereinandergelegt und zu einem Zeitzeugen-Video verarbeitet. Die Premiere hat Claus-Hinrich Kahler begeistert aufgenommen (s. Foto). Am Sonntag, den 1.7.2012 zwischen15 und 17 Uhr besteht beim Zeitzeugen-Café noch einmal Gelegenheit ehemalige Beschäftigte zu treffen und das Video sowie andere Dokumente aus der Bremer Wollkämmerei zu sehen. Unbedingt empfehlenswert auch die Ausstellungen des Blumenthaler Heimatvereins sowie des Vereins DOKU Blumenthal, sie erweitern den historischen Blick. DOKU z.B. stellt die Situation der BWK-Beschäftigten mit der anstrengenden und belastenden Fabrikarbeit in den Fokus.

Alle Ausstellungen im Erdgeschoss der ehemaligen Wollkämmerei sind täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

dieGlucke hat ihre Redaktion in den Palast der Produktion verlegt und berichtet hier und auf www.dieglucke.de über Kreative und ihre Projekte.

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